Aktualisiert am

19. August 2023

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) - Definition, Interpretation und Beispiele

💡 In Kürze

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) setzt den Kurs einer Aktie ins Verhältnis zum Unternehmensgewinn und lässt damit Rückschlüsse auf eine Über- bzw. Unterbewertung zu.

Das KGV ist eine der beliebtesten Kennzahlen bei der Analyse von Unternehmen. Es dient als Indikator für eine Über- bzw. Unterbewertung.

Aktien mit einem hohen KGV können als teuer und Aktien mit einem niedrigen KGV als günstig aufgefasst werden. Es ist jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass allein durch die Höhe des KGV eine Aussage über die Qualität einer Aktie getroffen werden kann. Denn die Höhe des KGV hängt von vielen Faktoren ab.

So funktioniert die Berechnung des KGVs

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis lässt sich sehr einfach berechnen. Alles was man tun muss, ist den aktuellen Preis der Aktie durch den Gewinn je Aktie zu teilen.

Kurs−Gewinn−Verhältnis =
Preis je Aktie

Gewinn je Aktie

Alternativ kann man auch die Marktkapitalisierung durch den gesamten Gewinn teilen. Der Unterschied zum ersten Ansatz besteht darin, dass die Bestandteile der Formel jeweils nicht durch die Anzahl der Aktien geteilt werden. Egal welchen Ansatz man favorisiert, das berechnete KGV bleibt das selbe.

Kurs-Gewinn-Verhältnis =
Marktkapitalisierung

Gewinn

Beide Formeln machen deutlich, dass das KGV maßgeblich auf dem Gewinn des analysierten Unternehmens basiert. Während manche Investoren für die KGV-Berechnung immer den Gewinn der letzten vier Quartale heranziehen, verwenden andere Investoren wiederum den prognostizierten Gewinn. Es ist daher sehr wichtig, sich bewusst zu sein, welche KGV-Variante man gerade betrachtet. Die Vor- und Nachteile des Trailing- bzw. Forward-KGVs werden weiter unten im Cheatsheet erklärt.

Warum wird das KGV manchmal nicht berechnet?

In einigen Fällen sollte man das Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht berechnen. Wenn Unternehmen beispielsweise Verluste machen, würde der Versuch der Berechnung des KGVs zu einem negativen Ergebnis führen. Dadurch ließe sich das KGV nicht mehr richtig interpretieren. In seltenen Fällen sind zudem vergangene Gewinne unbekannt (z.B. vor Börsengängen), wodurch das KGV ebenfalls nicht ohne weiteres berechnet werden kann.

Das ist auch der Grund, warum Börsen-Apps und -Webseiten immer mal wieder kein KGV für bestimmte Unternehmen anzeigen.

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Interpretation des Kurs-Gewinn-Verhältnisses

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis kann als Geldbetrag interpretiert werden, den Investoren bereit sind aufzuwenden, um 1€ der Gewinne zu erhalten. Beträgt das KGV beispielsweise 15, bedeutet das also, dass Investoren bereit sind, 15€ für 1€ Gewinn im Jahr zu investieren.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis eines Unternehmens alleine hat eine ausgesprochen begrenzte Aussagekraft. Erst wenn man es mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis anderer Unternehmen, ganzer Indizes oder historischen Werten des selben Unternehmens vergleicht, lässt es sich interpretieren.

Die Höhe des KGVs variiert je nach Branche. Technologiewerte haben zum Beispiel meist ein höheres KGV als Konsumgüteraktien. Unternehmen die in dem amerikanischen S&P 500-Index enthalten sind, weisen ein durchschnittliches KGV von 16 auf.

Ein hohes KGV lässt zwei Interpretationen zu: Entweder ist das Unternehmen überbewertet oder aber Investoren erwarten zukünftig ein hohes Wachstum, so dass sie bereit sind, einen höheren Preis für eine Aktie zu zahlen.

Einschränkungen

Das KGV kann nur berechnet werden, wenn Unternehmen Gewinn erwirtschaften. Damit fällt das KGV als Analysewerkzeug für defizitäre Unternehmen weg. In solch einem Fall können Investoren auf andere Multiples, wie beispielsweise das Kurs-Umsatz-Verhältnis, zurückgreifen.

Pauschal lässt sich nicht sagen, was als guter KGV-Wert aufzugreifen ist. Die Höhe des KGVs kann je nach Sektor erheblich variieren.

Der Erkenntnisgewinn durch das KGV wird häufig überschätzt. Um sich ein fundiertes Urteil über eine Aktie zu erlauben, ist es stets notwendig, sich über das KGV hinaus ein umfangreiches Bild über das Unternehmen zu verschaffen. Um dies zu ermöglichen, stellt BullHub kostenlos Tools für Aktienanalysen zur Verfügung.

Trailing vs. Forward KGV: Das ist der Unterschied

Die Gewinngröße, die im Nenner des KGVs enthalten ist, kann auf zwei unterschiedliche Weisen bestimmt werden.

Trailing KGV

Das Trailing KGV ist die Variante des KGVs, die am häufigsten verwendet wird.

Gemäß dem Namen ("trailing" bedeutet auf deutsch so viel wie "nachlaufend") berücksichtigt das Trailing KGV die Gewinne der letzten 12 Monate. Konkret werden die Gewinne der letzten vier Quartale zusammengerechnet und in die Rechnung aufgenommen.

Das Trailing KGV gilt als objektiv, da die Gewinne aufgegriffen werden, die vom Unternehmen offiziell bekannt gegeben wurden.

Forward KGV

Das Forward KGV greift anders als das Trailing KGV nicht vergangene Gewinne auf, sondern rechnet viel mehr mit zukünftig erwarteten Gewinnen.

Börsennotierte Unternehmen veröffentlichen im Rahmen der Quartalsergebnisse eine Prognose für das nächste Quartal. Beim Forward KGV werden die vom Unternehmen erwarteten Gewinne als Nenner verwendet.

Die Schätzung des erwarteten Gewinns soll nach bestem Wissen und Gewissen erfolgen. Es ist aber wichtig zu wissen, dass die erwarteten Gewinne nicht garantiert sind. Oft über- oder unterschätzen sich Unternehmen - zum Teil bewusst, beispielsweise um später die Erwartungen übertreffen zu können.


Profilbild des Autors

Robin von Rüden

Robin von Rüden ist Gründer von BullHub sowie begeisterter Privatanleger.

Robin interessiert sich seit jeher für wirtschaftliche Themen, insbesondere für den Aktienmarkt. Während seinem Betriebswirtschaftslehre-Studium an der U...

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