Aktualisiert am

6. Dezember 2022

Aktienrückkäufe Cheatsheet

💡 In Kürze

Börsennotierte Unternehmen können im Rahmen einen Aktienrückkaufprogramms eigene Aktien zurückkaufen, um so beispielsweise die Gewinnbeteiligung verbleibender Aktionäre zu erhöhen.

Nicht nur Investoren sondern auch börsennotierte Unternehmen können ihre eigenen Aktien kaufen. Aktienrückkaufprogramme sind eine gängige Praxis, die von vielen börsennotierten Unternehmen durchgeführt wird. Eine Vielzahl an Vorteilen hat dazu geführt, dass Aktienrückkäufe in den letzten Jahren zu einer beliebten Alternative zu klassischen Dividendenzahlungen geworden sind.

Anleger können von Aktienrückkäufen profitieren. Indem ein Unternehmen seine eigenen Aktien kauft, reduziert es die Anzahl der ausstehenden Aktien. Anfallender Unternehmensgewinn muss somit an weniger Aktionäre verteilt werden. Der Gewinn je Aktie steigt also. Ein Aktienrückkauf kann auch als Signal an die Investoren verstanden werden, dass das Unternehmen seine eigenen Aktien als eine gute Investition betrachtet.

Wie funktionieren Aktienrückkäufe?

Unternehmen die ein Aktienrückkaufprogramm aufsetzen, möchten eine bestimmte Anzahl an Aktien vom Markt "weg" kaufen. Ein Unternehmen kann ein Aktienrückkaufprogramm auf zwei Wegen durchführen: durch den Kauf von Aktien vom offenen Markt oder durch eine Tender Offer.

Beim Kauf von Aktien vom offenen Markt kauft das Unternehmen die Aktien von verschiedenen Investoren auf dem freien Markt. Diese Investoren können institutionelle Investoren oder Privatanleger sein. In diesem Fall zahlt das Unternehmen den Marktpreis. Hierbei ist zu beachten, dass dieser als Reaktion auf die Ankündigung der Aktienrückkäufe steigen kann, was die Kosten des Rückkaufprogramms aus Unternehmenssicht erhöhen würde.

Bei einem Tender Offer bietet das Unternehmen großen Aktionären eine Preisspanne für eine bestimmte Anzahl von Aktien an. Die adressierten Aktionäre können entscheiden, ob und wenn ja, zu welchem Preis, sie ihre Aktien verkaufen möchten. Das Unternehmen kann dann festlegen, welche Aktien es von wem zu welchem Preis kaufen möchte, je nachdem, wie viele Investoren ihre Aktien anbieten. Eine Tender Offer ist eine formelle Angebotsmethode und unterliegt häufig den Regeln der Aufsichtsbehörden, wie beispielsweise der Securities and Exchange Commission (SEC) bei amerikanischen Unternehmen.

Vor- und Nachteile von Aktienrückkäufen

Analysten können Aktienrückkäufe von börsennotierten Unternehmen auf verschiedene Arten interpretieren, wobei Aktienrückkäufe in den meisten Fällen als etwas Positives angesehen werden.

Ein Aktienrückkaufprogramm kann als Zeichen für das Vertrauen des Unternehmens in die eigene Zukunft und seine Fähigkeit, Gewinne zu erwirtschaften, angesehen werden. Es kann aber auch darauf hinweisen, dass das Unternehmen Überschüsse erzielt und nicht weiß, wie es diese sinnvoll in das eigene Geschäft reinvestieren kann.

Vorteile

Wenn ein Unternehmen eigene Aktien kauft, reduziert es die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien. Dies führt dazu, dass der prozentuale Anteil jedes einzelnen Aktionärs am Unternehmen steigt, was wiederum den Unternehmenswert und den Aktienkurs erhöhen kann.

Kauft ein Unternehmen seine eigenen Aktien, signalisiert dies zudem Vertrauen in die zukünftige Performance. Aktienrückkäufe können Anlegern also Anhaltspunkte geben, dass das Unternehmen die Meinung vertritt, dass die Aktie unterbewertet ist, ähnlich wie bei Insiderkäufen.

Das Unternehmen kann die zurückgekauften Aktien entweder dauerhaft einbehalten oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder verkaufen. In letzterem Fall bietet sich dem Unternehmen die Möglichkeit, ohne zusätzliche Ausgabe von neuen Aktien weiteres Eigenkapital aufzunehmen. Dies funktioniert natürlich nur, wenn die Aktien zwischen Kauf und Verkauf im Wert steigen.

Aktienrückkäufe können auch dazu beitragen, der Verwässerung des Aktienkurses entgegenzuwirken. Zur Verwässerung des Aktienkurses kann es beispielsweise durch Mitarbeiterbeteiligungsprogramme kommen. Diese sind zwar vorteilhaft um Talente anzulocken, sorgen aber auch dafür, dass der Aktienkurs verwässern kann.

Nachteile

Trotz ihrer Vorteile haben Aktienrückkaufprogramme auch einige Nachteile. Einer der wichtigsten Nachteile ist, dass Aktienrückkäufe als Konsequenz haben, dass Unternehmen weniger Geld für Investitionen und somit für zukünftiges Wachstum haben. Wenn ein Unternehmen seine eigenen Aktien zurückkauft, verringert es seine Liquidität und es hat weniger Geld zur Verfügung, um in neue Geschäftsbereiche, Technologien oder Mitarbeiter zu investieren. Dadurch kann das Unternehmen im Vergleich zu Konkurrenten im Wettbewerb benachteiligt sein.

Gleichzeitig können Aktienrückkäufe auch ein Warnsignal dahingehend sein, dass Unternehmen gar keine oder nur wenige potenziellen Investmentmöglichkeiten in ihrem operativen Geschäft sehen.

Ein weiterer Nachteil von Aktienrückkaufprogrammen ist, dass sie eine Steigerung des Verhältnis von Schulden zum Eigenkapital im Unternehmen nach sich ziehen können. Wenn ein Unternehmen seine eigenen Aktien zurückkauft, verringert es sein Eigenkapital, während die Schulden gleich bleiben. Dies kann das Risiko erhöhen, dass das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

Häufig werden Aktienrückkäufe zu einem gewissen Teil auf Kredit finanziert. Ist das der Fall, kann sich das schlecht auf Kreditratings auswirken. Weil Tilgungsverpflichtungen bei einer eintretenden Rezession gefährlich sein können, kommt es vor, dass Aktienrückkäufe von Bewertungsgesellschaften mit einer Verschlechterung des Ratings abgestraft werden.

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Aktienrückkäufe als Dividenden-Alternative

Da grundsätzlich nur realisierte Gewinne versteuert werden müssen, weisen Aktienrückkäufe gegenüber Dividenden Steuervorteile auf. Während Dividenden unmittelbar nach der Auszahlung versteuert werden müssen, fallen auf Kursgewinne durch Aktienrückkäufe erst bei Veräußerung Steuern an. Aktionäre entscheiden somit selbst, wann sie ihre Kursgewinne realisieren und damit versteuern.

Auswirkungen auf beliebte Kennzahlen

  • Eigenkapitalrendite: Durch den Rückkauf von Aktien wird das Eigenkapital des Unternehmens reduziert. Dies führt zu einer höheren Eigenkapitalrendite, da der Gewinn des Unternehmens auf ein geringeres Eigenkapital verteilt wird.
  • Eigenkapitalquote: Auf die gleiche Weise wirken Aktienrückkäufe auch auf die Eigenkapitalquote. Die Eigenkapitalbasis wird reduziert, die Eigenkapitalquote nimmt ab.
  • Gewinn je Aktie: Durch den Rückkauf von Aktien reduziert sich die Anzahl der sich im Umlauf befindenden Aktien. Wenn nun Gewinn anfällt muss dieser auf weniger Aktien verteil werden. Der Gewinn je Aktie nimmt also zu.