Aktualisiert am

7. März 2023

Eigenkapitalquote - Definition, Interpretation und Beispiele

💡 In Kürze

Die Eigenkapitalquote beschreibt den Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme. Respektive also der Prozentsatz des Gesamtkapitals, der nicht von Fremdkapital, also von Schulden gedeckt ist.

Die Eigenkapitalquote ist ein wichtiges Analysektierium, da sie ein Indikator für die Finanzstärke eines Unternehmens ist. Ein hoher Anteil an Eigenkapital zeigt, dass das Unternehmen über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um seine Verbindlichkeiten zu bedienen und Risiken abzufedern. Eine niedrige Eigenkapitalquote hingegen kann auf eine hohe Verschuldung und ein erhöhtes Risiko für das Unternehmen hinweisen. Daher ist die Eigenkapitalquote für Investoren und Gläubiger wichtig, um die finanzielle Stabilität eines Unternehmens zu beurteilen.

Was ist Eigenkapital?

Für Unternehmen kommen grundlegend zwei Arten der Finanzierung in Betracht: Eigen- und Fremdkapital.

Eigenkapital bei Unternehmen ist das Kapital, das durch Einlagen der Eigentümer, Gewinne und Vermögensvermehrungen gebildet wird. Es stellt die verbleibenden Finanzmittel dar, die dem Unternehmen nach Abzug aller Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen. Eigenkapital ist somit ein wichtiger Bestandteil der Bilanz eines Unternehmens und kann als Rücklage für unvorhergesehene Ereignisse oder zur Finanzierung von Investitionen genutzt werden.

Fremdkapital dagegen ist das Kapital, das einem Unternehmen durch Kreditaufnahme von Dritten zur Verfügung gestellt wird. Es stellt somit eine Verbindlichkeit des Unternehmens dar und muss in der Regel mit Zinsen und Tilgungen zurückgezahlt werden.

Tipp

Das Gegenstück zur Eigenkapitalquote ist die Fremdkapitalquote. Implikationen der Eigenkapitalquote gelten somit umgekehrt auch für die Fremdkapitalquote.

Das Gesamtkapital nahezu jeden Unternehmens setzt sich sowohl aus Eigen- als auch Fremdkapital zusammen. Die Eigenkapitalquote beschreibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital.

Wie berechnet man die Eigenkapitalquote?

Die zur Berechnung notwendigen Kennzahlen findet man in jeder Bilanz bei den Passiva. Das Gesamtkapital steht ganz unten als Bilanzsumme. Das Eigenkapital steht ganz oben. Die beiden Kennzahlen müssen nur noch dividiert werden und man erhält die Eigenkapitalquote.

Eigenkapitalquote =
Eigenkapital

Gesamtkapital
× 100

Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet also, dass das Unternehmen zu einem großen Anteil durch Eigenkapital finanziert ist. Die restliche Finanzierung kommt durch das Fremdkapital zustande.

Interpretation der Eigenkapitalquote

Eine hohe Eigenkapitalquote deutet darauf hin, dass das Unternehmen über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um seine Verbindlichkeiten zu bedienen und Risiken abzufedern. Eine niedrige Eigenkapitalquote hingegen kann auf eine hohe Verschuldung und ein erhöhtes Risiko für das Unternehmen hinweisen.

Grundlegend hat die Höhe der Eigenkapitalquote vor allem Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und die Rentabilität-

Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität

Je höher die Eigenkapitalquote, als desto sicherer kann ein Unternehmen betrachtet werden.

Eigenkapital hat gegenüber Fremdkapital zwei entscheidende Vorteile, wenn es um die finanzielle Stabilität geht. Zum einen fallen auf Eigenkapital keine Zinsen an. Zwar erwarten auch Eigenkapital-Geber eine Rendite, allerdings ist diese nicht verpflichtend. Des weiteren weist Eigenkapital gegenüber Fremdkapital auch den Vorteil auf, dass dieses dem Unternehmen unbefristet zur Verfügung steht.

Besonders wichtig werden diese beiden Faktoren beispielsweise während einer Rezession. Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote sind gemäß ihrer geringen Fremdkapitalquote auch nur geringfügig durch eine entsprechende Zinslast belastet.

Anders als Unternehmen mit einer geringen EK-Quote können sie so leichter ihrer normalen Tätigkeit nachgehen.

Auswirkungen auf die Rentabilität

Eine hohe Eigenkapitalbasis hat negative Auswirkungen auf eine der beliebtesten Rentabilitätskennzahlen überhaupt: Die Eigenkapitalrendite.

Diese setzt den erwirtschaften Jahresüberschuss ins Verhältnis zum Eigenkapital. Wenn nun Unternehmen die Strategie einer hohen EK-Quote verfolgen, führt der hohe Bestand an Eigenkapital zu einer niedrigen Eigenkapitalrendite.

Wie hoch sollte die Eigenkapitalquote sein?

In der Regel gilt eine Eigenkapitalquote von über 30 % als gut aufzufassen. Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote unter 15 % gelten hingegen als hoch verschuldet und sind daher für Investoren und Gläubiger als riskant einzustufen.

Diese Werte sind allerdings sehr allgemein und sollten mit Vorsicht genossen werden. Denn wie hoch die optimale Eigenkapitalquote ist, hängt von mehreren Faktoren ab:

Die Eigenkapitalquoten variieren je nach Branche. Besonders hohe Eigenkapitalquoten finden sich beispielsweise im Chemiesektor. Daher sind immer Vergleiche mit direkten Wettbewerbern sinnvoll.

Grundsätzlich können Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell eine geringere Eigenkapitalquote wagen, wenn diese für Konjunkturschwankungen weniger anfällig sind.

Deutsche Unternehmen haben zum Teil höhere EK-Quoten, da diese anders als ausländische Unternehmen seltener Aktien zurückkaufen. Aktienrückkäufe senken die Eigenkapitalbasis.

Auch ist es wichtig zu beachten, dass die Eigenkapitalquote nur ein Indikator für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens ist und nicht als alleiniges Kriterium herangezogen werden sollte.

Beispiele

Folgende Beispiele verdeutliche, dass es nicht eine einzig richtige Eigenkapitalquote gibt:

Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas hat beispielsweise eine Eigenkapitalquote von 33,97, das deutsche Software-Unternehmen SAP eine Eigenkapitalquote von 54,59 und beim amerikanische Unternehmen Apple hat das Eigenkapital einen Anteil von lediglich 17,97 Prozent am Gesamtkapital. Alle Daten stammen aus dem Jahr 2021.

🤿 Deep Dive

Kann die Eigenkapitalquote negativ sein?

Ja, die Eigenkapitalquote kann in Ausnahmefällen auch negativ sein. Eigenkapital beinhaltet in der Regel Dinge wie Gewinne, Reserven und Aktienkapital. Wenn das Unternehmen Verluste gemacht hat, kann es jedoch passieren, dass das Eigenkapital und damit die Eigenkapitalquote negativ wird. In einer solchen Situation könnte das Unternehmen Schwierigkeiten haben, seine Verbindlichkeiten zu bedienen und es besteht die Gefahr, dass es in die Insolvenz geht. Eine negative Eigenkapitalquote ist jedoch sehr selten und kommt meist nur bei Unternehmen vor, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken.

Beispiel: Warum steigt die Eigenkapitalquote?

Die Eigenkapitalquote kann aus verschiedenen Gründen steigen. Zunächst kann eine hohe Gewinn- und Vermögensvermehrung dazu führen, dass das Eigenkapital ansteigt. Auch eine Verringerung des Gesamtkapitals durch Tilgung von Verbindlichkeiten oder Verkauf von Vermögensgegenständen kann die Eigenkapitalquote erhöhen. Zudem kann eine Erhöhung der Einlagen der Eigentümer das Eigenkapital steigern. Eine Steigerung der Eigenkapitalquote zeigt, dass das Unternehmen über ausreichende finanzielle Mittel verfügt und daher stabiler und weniger risikobehaftet ist.