Aktualisiert am

22. August 2022

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) Cheatsheet

💡 In Kürze

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis gibt den Auf- bzw. Abschlag an, den Anleger bereit sind, gegenüber dem Buchwert zu bezahlen.

Der Börsenwert eines Unternehmens stimmt in der Realität nur selten mit dem Buchwert überein.

Der Börsenwert bzw. die Marktkapitalisierung ist eine zukunftsorientierte Kennzahl, die die künftigen Cashflows eines Unternehmens berücksichtigt. Der Buchwert dagegen ist eine Kennzahl der Bilanz, die versucht, den derzeitigen Wert des Vermögens abzubilden.

Aus diesem Grund weisen viele Unternehmen einen Börsenwert auf, der den Buchwert überschreitet. Value Investoren interessieren sich besonders für Unternehmen mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Berechnung

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis erhält man, indem man den Preis je Aktie durch den Buchwert je Aktie teilt.

Kurs-Buchwert-Verhältnis =
Preis je Aktie

Buchwert je Aktie

Der Buchwert entspricht dem in der Bilanz aufgeführten Eigenkapital. Zur Erinnerung: Das Eigenkapital ist die Differenz aus allen Vermögenswerten und Schulden.

Würde ein Unternehmen theoretisch all seine Vermögensgegenstände veräußern und seine Schulden bezahlen, bliebe der Buchwert übrig.

Den Buchwert je Aktie erhält man, indem man den Buchwert durch die Anzahl aller Aktien teilt.

Alternativ kann man auch die Marktkapitalisierung (Anzahl Aktien * Preis) durch den Buchwert teilen. Beide Ansätze führen zu dem selben Ergebnis.

Interpretation

Ein Kurs-Buchwert-Verhältnis größer (kleiner) als 1 bedeutet, dass der Börsenwert den Buchwert übersteigt (unterschreitet).

Hohe Kurs-Buchwert-Verhältnisse treten häufig dann auf, wenn Unternehmen schnell wachsen. Wenn aber kein Wachstum zu erkennen ist und das KBV trotzdem hoch ist, kann dies auf eine Überbewertung hindeuten.

Um festzustellen, ob das KBV zu hoch bzw. zu niedrig ist, können Anleger die Eigenkapitalrendite in ihre Analyse mit einbeziehen. Die Eigenkapitalrendite kann als Wachstumsindikator aufgefasst werden. Dementsprechend sollte ein hohes KBV immer mit einer hohen Eigenkapitalrendite einhergehen.

In seltenen Fällen ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis kleiner als 1. Was auf den ersten Blick wünschenswert erscheint (Unternehmen ist unter Buchwert zu haben -> Risikofreier Gewinn?), sollte nicht blind hingenommen werden. Zu überprüfen gilt es etwa, ob eventuell Vermögen überteuert in der Bilanz aufgeführt ist oder anhaltende Verluste zu erwarten sind. Letztere könnten zukünftig durch einen Verlustvortrag die Eigenkapitalbasis schmälern und damit den Buchwert senken.

Was als gutes KBV aufzufassen ist, hängt von der jeweiligen Branche ab. Grundsätzlich sind niedrige KBVs wünschenswert, auch wenn es gute Gründe gibt (z.B. hohe Eigenkapitalrendite), die höhere KBVs rechtfertigen können.

Kritik

In bestimmten Fällen sollte das Kurs-Umsatz-Verhältnis besonders kritisch betrachtet werden.

Buchwerte können je nach Rechnungslegungsstandard variieren. Wenn nun also beim Durchführen einer Aktienanalyse Unternehmen verglichen werden, die nach unterschiedliche Vorgaben bilanzieren, müssen entsprechende Unterschiede berücksichtigt werden.

Bei einem hohen Anteil von immateriellen Vermögensgegenständen besteht dazu die Gefahr, dass diese außerplanmäßig abgeschrieben werden müssen. Dies könnte dann den Buchwert bedeutend senken und damit das Kurs-Buchwert-Verhältnis erhöhen.

Grundsätzlich kann der Buchwert durch einige außerordentlichen Ereignisse, wie beispielsweise Aktienrückkäufe, kurzfristig verfälscht werden. Daher sollte sowohl das KBV über einen längeren Zeitraum betrachtet als auch andere Kennzahlen der Aktienanalyse berücksichtigt werden.

Theoretisch kann der Buchwert übrigens auch negativ sein. In diesem Fall ist auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis negativ, wodurch sich dieses nicht mehr mit dem KBV anderer Unternehmen vergleichen lässt.